Die Herkunft des sogenannten Evangelium Veritatis

Schenke H.-M.



Vorwort

Der Abhandlung liegt ein Vortrag zugrunde, der unter dem Thema „Das sogenannte Evangelium Veritatis und die Lehre der Valentinianer” auf der 7. Jahrestagung des Deutschen Zweiges der Internationalen Vereinigung für Religionsgeschichte (I.A.H.R.) Ende Juli 1957 in Marburg gehalten wurde. Von Herrn Professor Fascher stammt der Gedanke, hang eine Übersetzung der behandelten beizufügen. Die Edition ist nämlich Schrift in einem Anschwer zugänglich und beinahe unerschwinglich teuer; auch verstehen wir in vielen Punkten den Text anders als die Herausgeber.‘ Um die Übersetzung übersichtlich zu gestalten, haben wir sie sinngemäß in Abschnitte unterteilt und für jeden Abschnitt eine Überschrift formuliert, die wir ihm in Klammern voranstellen. gesetzten Zahlen Im Text selbst geben die Seiten und Zeilen des Codex die in Klammern Jung an, in dem die Schrift enthalten ist. Die Angabe der Zeilen ist so genau wie möglich. Daß es dabei nicht ohne kleine Ungenauigkeiten abgeht, liegt einerseits an dem Unterschied in dem Bau der koptischen und der deutschen Sprache, andererseits an der Kürze der wiederzugebenden Zeilen, umfassen sie doch durchschnittlich nur etwa achtzehn Schriftzeichen. Auch glaubten wir, die deutsche Sprache in der Übersetzung nicht über ein vertretbar erscheinendes Maß hinaus dehnen zu dürfen. Wörter in runden Klammern sind erläuternde Zusätze, Wörter in eckigen Klammern Ergänzungen, Wörter in Winkelklammern Verbesserungen. Die hochgestellten Zahlen verweisen auf den ersten Apparat, der Schriftstellen enthält, und zwar im wesentlichen Stellen aus der Bibel, vornehmlich dem NT, und aus den Oden Salomos. Aus einem Teil der angegebenen Bibelstellen ist vermutlich Wortlaut oder Vorstellung des jeweiligen Stückes unserer Schrift erwachsen bzw. ist Wortlaut oder Vorstellung durch sie beeinflußt worden. Teilweise aber handelt es sich auch einfach um Stellen, auf die der Text anspielt. Die Angaben aus den Oden Salomos sollen die von uns behauptete und bewiesene Verwandtschaft zwischen der zweiten Schrift aus dem Codex Jung und den Oden Salomos im einzelnen belegen. Auf den zweiten Apparat verweisen die hochgestellten Zahlen mit dem Buchstaben a. Hier wird, wo es uns nötig zu sein scheint, auf Abweichungen unserer Übersetzung von der der Herausgeber ausdrücklich aufmerksam gemacht. Im übrigen enthält der zweite Apparat einige Erläuterungen zu der übersetzten Schrift nach Maßgabe unseres Verständnisses davon.

Nach Abschluß der Arbeit entdeckten wir die Photographien der vier in der Edition fehlenden Seiten des sog. Evangelium Veritatis. Sie finden sich in der Veröffentlichung von Pahor Labib: Coptic Gnostic Papyri in the Coptic Museum at Old Cairo, Volume I, Cairo 1956, pl. 5. 6. 9. 10 (Pahor Labib pl.9 = CJ 33, Pahor Labib pl. 10 = CJ 34, Pahor Labib pl. 6 = CJ 35, Pahor Labib pl. 5 = CJ36).” Wir fügen die Übersetzung dieser vier Seiten unserer Übersetzung der zweiten Schrift des Codex Jung ein. Der Inhalt dieser Seiten, der in der Ab- handlung selbst nicht mehr berücksichtigt werden konnte, entspricht vollauf der dort vorgetragenen Auffassung.